Erstaunliche Innovationen: Vorher nie Gesehenes entsteht

25.07.2023
- (Lesedauer: 13 Minuten)

Die Norm fordert gezielte Entwicklung, klare Anforderungen, effektive Steuerung, Verifizierung, Validierung und sorgfältigen Umgang mit Änderungen, um erfolgreiche und fehlerfreie Produkte zu schaffen.

 

Keine Wolkenschlösser bauen

Was bezweckt die Norm?
Die Norm hat zum Ziel, dass das Unternehmen realisierbare Produkte entwickelt.

Was bedeutet die Norm im Detail?
Das Unternehmen muss die Aktivitäten im Rahmen des Entwicklungsprozesses so gestalten, dass realisierbare Produkte und Leistungen entwickelt werden.

Wie kann dies praktisch umgesetzt werden?
Bei der Gestaltung des Entwicklungsprozesses muss das Unternehmen darüber nachdenken, welche Vorgaben, Informationen und Regelungen erforderlich sind, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu gelangen. Es sollte nicht nach dem Zufallsprinzip entwickelt werden.

Entwicklung und das Projektmanagement

Was bezweckt die Norm?
Die Norm strebt an, dass Entwicklungsvorhaben nicht willkürlich, sondern mit Bedacht und Planung durchgeführt werden.

Was bedeutet die Norm im Detail?
Die Norm verlangt für die Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen eine vorausschauende Planung. Es gibt grundsätzlich Ähnlichkeiten zwischen den Anforderungen an das Projektmanagement und den Anforderungen an die Entwicklungstätigkeit. Das Unternehmen sollte das Projekt in sinnvolle Phasen gliedern und geeignete Steuerungsmaßnahmen ergreifen.
Bei der Planung eines Entwicklungsvorhabens sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Art, Dauer und Umfang eines Entwicklungsvorhabens können variieren.
  • Die erforderlichen Phasen umfassen teilweise Prüfungen ("Meilensteine"), sowohl Verifizierungen (Umsetzungsprüfungen) als auch Validierungen (Tauglichkeitsprüfungen).
  • Verantwortlichkeiten und Befugnisse für das Projekt klären und festlegen (Projektleitung, Projektteam).
  • Den Ressourcenbedarf klären (Personal, Räume, Ausstattung, Fremdleistungen, Budget).
  • Schnittstellen zu betroffenen Abteilungen und zum Kunden klären.
  • Den Kunden oder Anwender gegebenenfalls in die Entwicklung einbeziehen.
  • Das entwickelte Produkt muss hergestellt und die Dienstleistung erbracht werden können.
  • Der Kunde hat Ansprüche an das Projektmanagement und möchte in Entscheidungen eingebunden werden.
  • Erforderliche dokumentierte Informationen, um den Entwicklungserfolg beurteilen zu können.

Wie kann dies praktisch umgesetzt werden?
Wenn ein Entwicklungsvorhaben gemäß den Prinzipien des Projektmanagements durchgeführt wird, erfüllt es viele der Anforderungen der Norm. Im Projektmanagement gibt es eine Planungsphase vor der Freigabe des Projekts, in der die Entwicklungsphasen mit den entsprechenden Meilensteinen (Bewertungen) und Prüfungen, die Projektorganisation und die Schnittstellen festgelegt werden. Bei größeren Projekten ist es sinnvoll, einen projektspezifischen Qualitätsmanagementplan zu erstellen, der alle qualitativen Aspekte des Projekts regelt.

Aus der Praxis: Gantt-Diagramm - Einfach, aber nützlich
Ein Gantt-Diagramm oder Balkenplan ist ein Instrument im Projektmanagement, das die zeitliche Abfolge von Aktivitäten grafisch darstellt. Dabei werden die einzelnen Aktivitäten oder Schritte des Projekts auf der Y-Achse aufgeführt, während die X-Achse eine Zeitachse darstellt. Die Aktivitäten werden als horizontale Balken mit ihrer Dauer dargestellt. Das Gantt-Diagramm ist ein einfaches Instrument, das jedoch einen sehr guten Überblick über die einzelnen Aktivitäten und den Gesamtstand des Projekts bietet.

Im Sinne der Norm ist es auch wichtig, dass sinnvolle Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. Sowohl der Kunde als auch der Anwender sollten bei Bedarf in die Entwicklung einbezogen werden. Um Fehlentwicklungen zu vermeiden, sollte frühzeitig geprüft werden, ob der Nutzer das Produkt sinnvoll nutzen kann. Zudem ist es wichtig sicherzustellen, dass das Produkt später beherrschbar produziert werden kann und die Leistung vernünftig und zuverlässig erbracht werden kann. Es wäre beispielsweise nicht sinnvoll, einen Autoscheinwerfer zu entwerfen, bei dem der Austausch einer defekten Leuchte stundenlange Arbeit erfordert.

Was muss ins Produkt einfließen?

Was bezweckt die Norm?
Die Norm zielt darauf ab, alle verfügbaren Informationen zu nutzen, um das Entwicklungsziel eindeutig festzulegen.

Was bedeutet die Norm im Detail?
Beim Start eines Projekts muss überlegt werden, welche Eingaben oder Vorgaben für die Entwicklung bereits vorhanden sind und welche noch benötigt werden. Dabei sollte eine Konzentration auf die wesentlichen Informationen erfolgen.
Folgende Aspekte sind zu berücksichtigen:

  • Funktions- und Leistungsanforderungen an das Produkt oder die Leistung
  • Informationen aus anderen Entwicklungsprojekten
  • Gesetzliche Anforderungen
  • Technische Normen oder Branchenstandards, einschließlich Selbstverpflichtungen
  • Bekannte Fehler an bestehenden Produkten oder Leistungen
  • Die Anforderungen müssen auf Informationsgehalt, Vollständigkeit und Eindeutigkeit geprüft werden. Widersprüche müssen beseitigt werden.
  • Nachweise über die Eingaben müssen archiviert werden.

Wie kann dies praktisch umgesetzt werden?
Die Eingaben und Informationen für ein Entwicklungsprojekt können in Form von:

  • Lastenheften und Pflichtenheften
  • Skizzen
  • Umfragen
  • Fehlerlisten
  • Testergebnissen
  • Marktinformationen
  • Bestehenden Entwicklungsakten

vorliegen. Es ist sinnvoll, alle Informationen bezüglich eines Entwicklungsprojekts in einer Entwicklungsakte zu sammeln, um sicherzustellen, dass die Informationen für zukünftige Projekte wieder zur Verfügung stehen.

Zur Ermittlung und Analyse dieser Anforderungen an ein zu entwickelndes Produkt stehen verschiedene Qualitätstechniken wie QFD (Quality Function Deployment), FMEA (Failure Mode and Effects Analysis bzw. Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse), FTA (Fault Tree Analysis) usw. zur Verfügung. Mit diesen Techniken können komplexe Anforderungen strukturiert und potenzielle Widersprüche beseitigt werden.

Es ist äußerst sinnvoll, in einer frühen Phase der Entwicklung möglichst viele Fehler auszuschließen. Je später ein Fehler in einem Entwicklungsprojekt entdeckt und behoben wird, desto größer ist der Aufwand. Man spricht davon, dass die Fehlerkosten pro Entwicklungsphase um das Zehnfache steigen.

Wie behalt ich alles im Griff?

Was bezweckt die Norm?
In einem Entwicklungsprojekt wird regelmäßig geprüft, ob und wie das Ziel erreicht werden kann.

Was bedeutet die Norm im Detail?
Ein Projekt soll niemals dem Zufall überlassen werden, sondern stets so gesteuert werden, dass es nach Plan verläuft. Zu den gewünschten Steuerungsmaßnahmen gehören:

  • Präzise Festlegung des Entwicklungsziels
  • Zwischenbewertung des Entwicklungsfortschritts
  • Durchführung von Verifizierungen (Umsetzungsprüfungen) und Validierungen (Tauglichkeitsprüfungen)
  • Einleitung von Maßnahmen zur Problembeseitigung
  • Dokumentation der Tätigkeiten

Bei den Zwischenbewertungen findet in einem interdisziplinären Team eine Einschätzung statt, wie weit das Projekt fortgeschritten ist und ob es noch auf dem richtigen Weg ist. Dabei werden Zielsetzung, Budget und zeitlicher Fortschritt überprüft und die Projektplanung gegebenenfalls angepasst. Wenn Probleme auftreten, werden diese gemeinsam gelöst.

Gemäß der DIN EN ISO 9000 "Grundlagen und Begriffe des Qualitätsmanagements" werden Verifizierung und Validierung wie folgt definiert:

Verifizierung: Bestätigung durch Bereitstellung eines objektiven Nachweises, dass festgelegte Anforderungen erfüllt wurden.

Validierung: Bestätigung durch Bereitstellung eines objektiven Nachweises, dass die Anforderungen für einen spezifischen beabsichtigten Gebrauch oder eine spezifische beabsichtigte Anwendung erfüllt wurden.

Mit Verifizierung ist das Prüfen des Produkts anhand der Vorgaben gemeint, wie beispielsweise die Überprüfung der Maßhaltigkeit anhand eines Lastenhefts, statische Berechnungen, Laboranalysen oder Kalkulationen. Der Nachweis für die Überprüfung kann beispielsweise aus einem Muster und einem Messprotokoll bestehen.

Bei der Validierung wird geprüft, ob das Produkt für den tatsächlichen Gebrauch geeignet ist. Dies kann beispielsweise durch den Einbau in eine Baugruppe zur Überprüfung der Passform erfolgen. Auch Anwendertests, Belastungstests oder Klimaversuche können Teil der Produktvalidierung sein. Der Nachweis besteht hier beispielsweise aus dem Musterteil sowie den aufgezeichneten Testbedingungen und -ergebnissen.

Wie kann dies praktisch umgesetzt werden?
Folgt ein Entwicklungsprojekt dem klassischen Projektmanagement, finden in vorab festgelegten Phasen, die bei der Entwicklungsplanung festgelegt wurden, Bewertungen des Projektfortschritts und Prüfungen der Zwischenergebnisse statt. Diese Bewertungen finden in der Regel bei einem Meilenstein statt. Das Projekt wird nicht fortgesetzt, bevor diese "Hürde" genommen wurde. Solche Bewertungen können auch begleitend als regelmäßige Besprechungen stattfinden. Von jeder dieser Besprechungen sollte ein Protokoll erstellt werden.

Aus der Praxis: Projektüberblick mit Projektblatt
Um einen guten Überblick über den Projektfortschritt zu erhalten, hat sich in einem großen Beratungsunternehmen das Projektblatt bewährt. Auf dem Projektblatt sind wesentliche Stammdaten wie das Projekziel, die Projektbeteiligten (Auftraggeber, Projektleiter, Projektteammitglieder), das Budget und der Zeitrahmen zu finden.

Aktuelle Daten wie der Stand des Zeitplans, des Budgets, erreichte Meilensteine sowie aktuelle Probleme oder Konflikte werden auf dem Projektblatt festgehalten.

Dadurch haben alle Beteiligten jederzeit einen aktuellen Überblick über den Stand des Projekts und können rechtzeitig auf Probleme reagieren.

Ähnlich wie die Bewertungen finden auch andere Prüfungen in den festgelegten Phasen eines Projekts statt.

Bei der Verifizierung wird der Stand mit den ursprünglichen Anforderungen an das Produkt abgeglichen. Dies erfolgt in der Regel durch festgelegte Tests. Von den durchgeführten Prüfungen und Tests muss stets ein Protokoll geführt werden. Die Ergebnisse der Prüfungen fließen in die Bewertung des Projekts ein.

Eine Validierung erfolgt in der Regel kurz vor Abschluss des Entwicklungsprojekts. Dabei werden häufig verschiedene Testreihen durchgeführt. Es sollte unbedingt vermieden werden, dass die Validierung direkt bei den ersten Kunden stattfindet, da ein unreifes Produkt auf den Markt gebracht werden könnte. Von den durchgeführten Tests muss ebenfalls ein Protokoll geführt werden. Die Ergebnisse der Tests fließen in die Bewertung des Projekts ein.

Aus der Praxis: Validierung von Software beim Kunden?
Die Validierung von Software ist keine einfache Aufgabe, insbesondere bei sehr komplexer Software. In der Softwarebranche versteht man unter Validierung "den Prozess, der bestätigt, dass die Spezifikation einer Phase oder des Gesamtsystems mit den Anforderungen des Kunden übereinstimmt und konsistent ist. Man unterscheidet zwischen dem Testen der Software im Labor (Systemvalidierung) und dem Testen in der realen Umgebung (Umgebungssimulation).

Die Hauptanforderung vieler Kunden an Software ist zweifellos, dass sie fehlerfrei und frei von Bugs (Programmierfehlern) funktioniert. Obwohl es nicht möglich ist, durch Tests eine 100%ige Fehlerfreiheit zu gewährleisten, kann eine Software so umfassend getestet werden, dass sie nahezu fehlerfrei funktioniert. Außerdem können in der späteren Nutzungsphase eingehende Fehlermeldungen genutzt werden, um bisher unentdeckte Fehler zu beheben. Diese entdeckten Fehler können dann in weiteren Updates und Service Packs behoben werden.

Übrigens versteht Microsoft unter "Validierung" die Zuordnung der Software zur Lizenz.

Wieso sollte man bei Änderungen vorsichtig sein?

Was bezweckt die Norm?
Entwicklungsänderungen sind potenzielle Fehlerquellen, daher werden Änderungen besonders betont und kommuniziert.

Was bedeutet die Norm im Detail?
Die Norm legt besonderen Wert auf Entwicklungsänderungen und widmet ihnen ein eigenes Unterkapitel. Änderungen sind immer potenzielle Fehlerquellen und erfordern besondere Aufmerksamkeit, manchmal auch spezielle Regelungen.

Änderungen müssen grundsätzlich dokumentiert werden, um später nachvollziehbar zu sein. Dabei werden die Änderung selbst, die Überprüfungen sowie die autorisierte Stelle für die Änderung festgehalten. Auch die Auswirkungen und die erforderlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit den Änderungen werden schriftlich festgehalten.

Wie kann dies praktisch umgesetzt werden?
Die Vorgehensweise bei Änderungen kann in einem Prozess, Verfahren oder einem Qualitätsmanagementplan für Entwicklungsprojekte beschrieben werden. Dabei sollte mindestens festgelegt werden, wer Änderungen genehmigt und wie sie dokumentiert werden.

Aus der Praxis: Änderungen als potenzielle Fehlerquellen
Im Pizza-Lieferservice werden an einem Samstagabend 200-300 Pizzen über die Theke gereicht. Die Pizzabäcker haben Routine und kennen jede Pizza auswendig. Jede Bewegung ist automatisiert. Doch wehe, es gibt eine Änderung: Ein Kunde bestellt eine Capricciosa ohne Artischocken oder eine Calzone ohne Schinken, aber mit Salami - und schon gerät die Routine durcheinander und es passieren Fehler: Die Capricciosa hat plötzlich Artischocken und die Calzone hat weder Schinken noch Salami. Hätte der Kunde einfach eine Bestellung aus dem vorhandenen Angebot aufgegeben, wären diese Fehler nicht passiert. Wenn jedoch spezielle Wünsche des Kunden vorliegen, müssen diese hervorgehoben werden, zum Beispiel mit einem roten Stift oder einem Textmarker.