von Enrico Sommerweiß, Teamleitung k+k Consulting

Wissen statt Technik: Digitalisierung von Schulen

Seit vielen Monaten hat die längst überfällige Diskussion zur Digitalisierung des deutschen Schulsystems den Weg in die breite Öffentlichkeit gefunden.  

Angefacht durch den digitalen Verdrängungswettbewerb großer multinationaler IT-Konzerne wurde an vielen Stellen erkannt, dass eine digitale Basisbildung zwingend erforderlich ist. Hierfür muss eine nutzbare Basisinfrastruktur bereitgestellt werden.  

Bei uns im Unternehmen gibt es einen beträchtlichen Teil von Eltern mit schulpflichtigen Kindern, daher kommen wir tagtäglich in Berührung mit den Fragen zur Digitalisierung der Schulen. In vielen Gesprächen mit Lehrern, Verantwortlichen, Eltern und Geschäftspartnern wird klar, dass die Digitalisierung eine Mammutaufgabe für die deutsche Bildungslandschaft ist. Ich schreibe hier bewusst Aufgabe und nicht Projekt, da schon der nicht definierbare Start der Aufgabe und ein nicht absehbares Ende die Bezeichnung verhindern. 

5 Mythen, mit denen das Schulsystem konfrontiert ist

1. Es braucht eine flächendeckende Breitbandanbindung

Richtig: Ohne Breitbandanbindung wird die Digitalisierung der Schulen und damit einhergehend des gesamten Schulsystems nicht möglich sein. Es ist auch nicht hilfreich, dass Deutschland im internationalen Vergleich immer noch hinterherhinkt und zunehmend den Anschluss verliert. Hier sind gemeinschaftliche Lösungen von Politik und Wirtschaft erforderlich, um den bisherigen Feldweg in eine moderne Autobahn zu verwandeln.

2. Die Digitalisierung beginnt mit der Einführung von Tablets

Richtig ist: Mit klassischen Computerkabinetten, andernorts ausgemusterter Technik oder überalterter Hardware kann man in Zukunft keine Erfolge auf dem Gebiet der Digitalisierung erzielen. Kein Schüler setzt sich freiwillig an einen 8 Jahre alten Rechner mit 19“-Monitor, lernt die Eingabe von Texten und Formeln und ist begeistert bei der Sache. Die junge Generation nutzt im privaten Umfeld seit Jahren ausschließlich Smartphones, Tablets, Convertibles (Mischung aus Tablet + Laptop) oder Hochleistungsworkstation zum Spielen. Um die Jugend aktiv einzubinden, ist daher die Verwendung von diesen Systemen auch in der Schule obligatorisch. Gleichzeitig wird damit ein viel breiteres Nutzungsspektrum ermöglicht.

Falsch ist: Es muss nicht ausschließlich ein Tablet sein. Die frühzeitige exklusive Bindung an eine Technologieplattform kann recht schnell die Weiterentwicklung der Inhalte behindern. Und man sollte immer bedenken: Nicht alles, was wir Erwachsenen schön und toll finden, macht für Kinderhände und Bildungsinhalte Sinn.

3. Die Technik macht‘s

Falsch: Eine Schule ist digitalisiert, wenn ein Breitbandanschluss, WLAN und Tablets vorhanden sind. An diesem Punkt wird häufig vergessen: Die beste Technik ist nutzlos, wenn man ohne Konzept (z.B. angepasste Lehrpläne), ohne passende Inhalte oder mit reinen Insellösungen arbeitet. Ein gutes Beispiel dafür sind digitale Whiteboards, die in den vergangenen Jahren vielerorts eingeführt wurden. Grundsätzlich sind sie eine tolle Sache. Allerdings hat sich herausgestellt, dass deren sinnvoller Einsatz für einen beträchtlichen Teil der Lehrerschaft nicht nachvollziehbar ist, da es schlicht an nutzbaren Inhalten und Lehrmaterialien fehlt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass viele Whiteboards in den ein oder anderen Klassenräumen vorhanden, aber nicht mal angeschlossen waren.  

4. Die Schule macht’s

Falsch: Die Schule sollte sich nicht alleine um die Entwicklung und die Umsetzung der digitalen Inhalte kümmern. Es gibt gute Beispiele, in denen durch den engagierten Einsatz von Lehrkräften und durch die Unterstützung kommunaler Träger gute punktuelle Ergebnisse erzielt wurden. Es gab einige Pilotprojekte, die den Beteiligten echte Mehrwerte bescherten.

Fakt ist aber, in den meisten Fällen gilt: Ist der Lehrer weg, ist das Projekt tot. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Zeit, die Projekte benötigen, um gut zu funktionieren. Vielerorts wird schlicht vergessen, dass nur durch das Zusammenwirken aller Betroffenen (Lehrer, Schulen, Bildungsträger, Politik, Eltern und Wirtschaft) ein wirklich gutes, nachhaltiges und durchgängiges Konzept für die Digitalisierung erarbeitet werden kann.

Es ist wichtig, dass es pädagogische Vorreiter im Thema gibt, aber auch alle anderen Lehrer müssen auf der Reise in die Zukunft mitgenommen werden.

5. Die Wirtschaft muss unterstützen – darf aber nicht federführend sein

Richtig: Fachkräftemangel, schwer ausbildbare Abgänger, fehlende Grundkenntnisse in der Informationstechnik: Diese und noch viele andere Punkte werden seitens der Unternehmen oft genannt, wenn es um die Kritik am deutschen Bildungssystem geht. An einigen Stellen wird mit individuellen Weiterbildungsangeboten während der Ausbildung dagegen gesteuert, allerdings ist das nur eine Bekämpfung von Symptomen.

Die Einführung der k+k-Akademie innerhalb unseres Unternehmens zum Beispiel war bei uns ein erster Schritt, dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Akademie ist wesentlich für die Ausbildung unseres Nachwuchses, setzt aber erst am Ende der Ausbildung an. In den vergangenen Monaten haben wir uns daher entschlossen, an einem viel früheren Punkt anzusetzen: Zusammen mit der Initiative „Code your life“ unterstützen wir eine Grundschule bei der Einführung von digitalen Lehrinhalten.

Diese Unterstützung ist nicht nur rein finanzieller Natur, sondern besteht vor allem aus der Bereitstellung von Mitarbeitern, Wissen, Methoden und Ideen für die Umsetzung. Unsere Mitarbeiter konnten ihr gesammeltes Wissen aus verschiedensten Kunden-Projekten im Bereich des Informationsmanagements in einem komplett neuen Bereich einbringen: Agile Wirtschaftsmethoden treffen auf pädagogische Lernkultur. Einerseits war dies natürlich eine Herausforderung für alle Seiten, andererseits haben wir massiv voneinander profitiert.

Fazit

Wir sind mittendrin ein einem Änderungsprozess, der teilweise jahrhundertealte Methoden in Frage stellt – wobei auch vergleichsweise junge Konzepte betroffen sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass viele Lehrer, Eltern und andere Verantwortliche Angst vor den Veränderungen haben. Es ist daher unsere gesellschaftliche Verpflichtung, die Schulen und das Bildungssystem auf dem Weg in eine digitale Zukunft zu begleiten. Nicht nur mit Geld oder Technik, sondern vor allem mit Wissen, Ideen und Engagement – als mittelständische Firma und als Eltern.

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