von kuk-is Blogteam

Kreative Intelligenz: Wird KI so kreativ sein wie der Mensch?

Die Kreativität des Menschen steht am Anfang sowie am Ende jeder Anwendung, jeder Innovation und jeder Entwicklung. Künstliche Intelligenz wird uns immer mehr nicht wertschöpfende Tätigkeiten abnehmen. Aber wird sie genauso wie wir Neues erschaffen können? Wo liegen die Chancen und die Grenzen von kreativer Intelligenz? Das klären wir im Gespräch mit Alfred Ermer.

Alfred Ermer ist CEO und Managing Director der arago da vinci GmbH. Am 5. Oktober 2018 sprach er auf dem 2. Wirtschaftsforum Baden-Württemberg zum Thema „Kreative Intelligenz“. Unter dem Motto "Digitale Zukunft – chancenreich und chancengleich“ fand das Forum im Haus der Wirtschaft in Stuttgart statt. Ein spannendes Thema mit interessanten Impulsgebern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Und ein Grund für uns mal genauer nachzufragen, wo Herrn Ermer die Chancen und Grenzen „kreativer Intelligenz“ sieht.

Künstliche neue Welt

„ALLES WAS AUTOMATISIERT WERDEN KANN, WIRD AUTOMATISIERT WERDEN.“

Alfred Ermer

Für Skeptiker stellt diese Aussage ein Horrorszenario dar. Aber wenn Alfred Ermer diesen Satz sagt, liegt viel Optimismus darin. Denn laut ihm ergänzen sich Mensch und Maschine ganz wunderbar. 

Die Zukunft wird von Daten beherrscht werden. Das steht fest. Diese Datenmengen werden von KIs gemanagt werden. Schließlich sind „die Maschinen“ genau dafür konzipiert und das ist es auch, worin sie stark sind: große Daten verarbeiten, diese analysieren und darin Muster erkennen. Da, wo die Komplexität der menschlichen Fassungskraft einen Strich durch die Rechnung macht, da behaupten sich künstliche Intelligenzen. Sie können sich, im Gegensatz zu uns Menschen viel besser Dinge „merken“ und das 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr.

Menschen haben menschliche Qualitäten

Wir Menschen können beispielsweise die Zukunft antizipieren und sind stark im Kommunizieren. Eine weitere Stärke: unsere Kreativität. Doch wird künstliche Intelligenz eines Tages auch in der Lage sein, kreativ zu denken?

Kreativität wird oft als schöpferische Kraft dargestellt, etwas Neues oder Originelles hervorzubringen, etwas das nützlich und brauchbar ist. Es geht also um das ganz bewusste Erschaffen. Schon die Absicht kreativ werden zu wollen, unterscheidet uns von den Maschinen. Wir probieren gezielt Dinge aus, in der Hoffnung dabei etwas komplett Neues hervor zu bringen. Diese Intention und Planung eines schöpferischen Prozesses verfolgen Maschinen nicht.

Die Fähigkeit zum kreativen Schaffen verdanken wir unseren menschlichen Gehirnen. Sie sind wahre Wunderwerke, von denen wir bisher noch nicht in Gänze verstehen, wie sie funktionieren. „Solange wir unsere eigenen Gehirne nicht gänzlich verstehen, werden auch die ‚Gehirne der Maschinen‘ nicht besser sein,“ meint Herr Ermer. Es bleiben künstliche Intelligenzen bzw. tief lernende neuronale Netze (KNN).

„Maschinen haben keine menschen-gleichen Gehirne“

Die Angst vor der Super-KI, die klüger als der Mensch ist, ist viel diskutiert. Intelligenz setzt immer Verstehen voraus. „Und verstehen tun die Maschinen nur das, was wir Ihnen beibringen,“ so Ermer. Nach 500.000 Bildern von Hunden, erkennt die KI, dass es sich um einen Hund handelt, weil sie eben gut im Mustererkennen ist. Ein Baby begreift das Konzept Hund als „flauschiges Tier, das laute Geräusche macht, sich hin und her bewegt und irgendwie zur Familie gehört“ mit all seinen Sinnen. Und dafür benötigt es keine 500.000 Mal.

Ein Computer braucht eindeutige Ergebnisse, mit denen er rechnen kann. (Heißt ja nicht umsonst „Rechner“ Zwinkerndes Smiley.) Auch beim Spielen von AlphaGo „rechnet“ die KI; nämlich mit Wahrscheinlichkeiten. Wahrscheinlichkeiten sind auch nur Algorithmen. Eine künstliche Intelligenz kann also mit Unschärfen rechnen. Sie kann auch ziemlich viel dazulernen und repetitive Aufgaben in Netzen bewältigen. Aber Widersprüche kann sie nicht auflösen.

Das was wir als kreativen Prozess bezeichnen vermag KI nicht zu tun. Auch wenn sie bereits künstliche Abbildungen von Tieren oder Menschengesichtern erschaffen kann, die beeindruckend echt wirken. Allerdings tut die Maschine dies nicht aus eigenem Antrieb heraus. Sie lernt lediglich, aus einem Arsenal an Beispielbildern, Muster heraus zu lesen und nach dem gleichen Prinzip ein neues Bild zu erstellen.

Spot on: Business Process Reorganization

Die Chance in der technologischen Entwicklung besteht nun darin, das an die Maschinen auszulagern, was für uns zu komplex ist, zu wenig wertschöpfend oder uns zu viel Zeit kostet. Zum Beispiel das Definieren von Regeln, die unser Business optimieren. Die Auslagerung an die KI schafft Zeit um sich um grundlegende Fragen zu kümmern.

In diesem Zusammenhang fordert Alfred Ermer auf, die gedankliche Box mal zu verlassen. „Ich habe zu wenige Mitarbeiter für X und Y“ – versus - „Wenn ich 1.000 Mitarbeiter hätte, mit genau den Fähigkeiten, die ich brauche, dann würde ich…“ Denn mit der Vision vor Augen werden neue Geschäftsmodelle gedacht!

Im Freiraum für solche Überlegungen sieht Alfred Ermer den großen Vorteil von KI. Künstliche Intelligenz schafft Zeit; Zeit um innovativ zu sein, Zeit um heraus zu finden, was die Kunden wirklich wollen oder Zeit den Service zu verbessern. „Guter, individueller Service wird auch in Zukunft den Unterschied machen – und Kunden langfristig binden,“ so Ermer. Hier können wir Menschen also genau das einbringen, was uns auszeichnet: unsere Kreativität, unsere Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Interaktion.

Ist Deutschland auf die KI-Entwicklung vorbereitet?

„Die Unternehmen tun sich noch schwer damit, sich vorzustellen, was man mit KI genau machen kann.“ Das stellt Alfred Ermer immer wieder im Gespräch mit den Verantwortlichen fest. Es scheitert nicht an der Vermittlung der Zusammenhänge oder dem Verständnis für die Technologie. Es scheitert an dem „Fließband im Kopf“ der Menschen. Es wird beharrlich in Prozessen gedacht.  

„DER EINSATZ VON KI SCHEITERT AM ‚FLIESSBAND IM KOPF‘.“

Alfred Ermer

Es geht um Einstellungen und Erfahrungen und darum, Altes los zu lassen und Neues zu zu lassen. Wir brauchen daher mehr flexibel-gedachte Projekte à la Start-up und mehr Fehlertoleranz. Das fällt uns Deutschen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis schwer.

Im Grunde geht es also um ein gesellschaftliches Mindset? Brauchen wir einen Paradigmenwechsel? Nun ja, wir brauchen definitiv gut ausgebildete Generalisten, die wissen, was am Markt los ist und wo die Entwicklungen hingehen. Dazu ist ein breites Allgemeinwissen nötig, aber Programmieren muss nicht jeder können.

Wenn Sie sich eine Änderung im Bildungssystem wünschen könnten, welche wäre das? Design Thinking im Unterricht anstatt stures Auswendig-Lernen und das Lehren von Kreativitäts- sowie Problemlösungstechniken. Über aktuelle Technologien ließen sich Bildungsprobleme angehen: audiovisuelle Methoden als Ausgleich für den Lehrermangel beispielsweise. „Ich würde mir freie Forschung im Sinne des Forschens wünschen - ohne festes Ziel und Zweck - und zwar in allen Altersstufen.“ Nur wenn wir in Wissen und innovative Produkte investieren, hat unser Wirtschaftsstandort Zukunft.

Nichts wie los! Aber wie?

Am besten „einfach mal anfangen“, sagt Alfred Ermer. Darauf zu warten, dass die Menschen mit den richtigen Skills ausbildet sind, ist der falsche Ansatz. Zu allererst gilt es Bewusstsein darüber zu schaffen, welche Techniken es gibt. Im zweiten Step werden gemeinsam Ideen entwickelt, wo diese Techniken eingesetzt werden können. Und zu guter Letzt wird ein praktischer Use Case umgesetzt. Schritt für Schritt zur KI und dabei lernen. 

Kreativität braucht Freiraum und Möglichkeiten zur Entfaltung. Man hört es von verschiedenen Unternehmen, in denen ein Teil der Arbeitszeit für eigene, kreative Projekte vorbehalten ist. Man darf mal verrückte Gedanken äußern und über den Tellerrand zu schauen ist ausdrücklich gewünscht. So ist es auch beim arago-Mutterkonzern. Und aus einer dieser Ideen entstand die Tochter arago da Vinci.

Fazit

Künstliche Intelligenz wird die menschliche Fähigkeit zur Kreativität nicht ersetzen können. Mensch und KI gemeinsam können jedoch viel mehr erreichen, als bisher denkbar war. Wer lernt, KI in diesem Sinne einzusetzen, wird mit neuem Freiraum belohnt werden. Diese Aufgabe wird uns als zentrale Herausforderung in die Zukunft begleiten. Sich dem Thema offen zu nähern und sich in kleineren Projekten an KI heran zu tasten, ist ein guter Start. 

Passgenaue Expertise?

Wo kreative Lösungen gefragt sind, kommt Kompetenz und Spinnerei zusammen. Du willst Dein Business „Out-of-the-Box“ – entgegen dem Fließband im Kopf und lieber innovativ in die digitale Zukunft führen? Dir ist aber noch nicht klar, welches Problem KI für Dich lösen kann oder welche Herausforderungen künftig aufschlagen können? Wir „holen Dich ab“ und helfen Dir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Treffgenau. Zielsicher.

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Kommentare

Kommentar von Lars Inselmann |

Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Doch aus meiner Sicht ist die Frage, ob "KI so kreativ sein wird wie der Mensch" zwar eine sehr spannende - geht aber zumindest aus Sicht der Kreativwirtschaft in die falsche Richtung.

Die Diskussion rund um die KI verkennt das eigentliche Problem der Kommunikation. Es geht nicht darum, ob KI auch kreativ sein kann. Werber und Marketingabteilungen sollten sich vorher ganz andere Sachen fragen und den Blick auf die gesamte Customer Experience richten.

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