Für Skeptiker stellt diese Aussage ein Horrorszenario dar. Aber wenn Alfred Ermer diesen Satz sagt, liegt viel Optimismus darin. Denn laut ihm ergänzen sich Mensch und Maschine ganz wunderbar.
Die Zukunft wird von Daten beherrscht werden. Das steht fest. Diese Datenmengen werden von KIs gemanagt werden. Schließlich sind „die Maschinen“ genau dafür konzipiert und das ist es auch, worin sie stark sind: große Daten verarbeiten, diese analysieren und darin Muster erkennen. Da, wo die Komplexität der menschlichen Fassungskraft einen Strich durch die Rechnung macht, da behaupten sich künstliche Intelligenzen. Sie können sich, im Gegensatz zu uns Menschen viel besser Dinge „merken“ und das 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr.
Menschen haben menschliche Qualitäten
Wir Menschen können beispielsweise die Zukunft antizipieren und sind stark im Kommunizieren. Eine weitere Stärke: unsere Kreativität. Doch wird künstliche Intelligenz eines Tages auch in der Lage sein, kreativ zu denken?
Kreativität wird oft als schöpferische Kraft dargestellt, etwas Neues oder Originelles hervorzubringen, etwas das nützlich und brauchbar ist. Es geht also um das ganz bewusste Erschaffen. Schon die Absicht kreativ werden zu wollen, unterscheidet uns von den Maschinen. Wir probieren gezielt Dinge aus, in der Hoffnung dabei etwas komplett Neues hervor zu bringen. Diese Intention und Planung eines schöpferischen Prozesses verfolgen Maschinen nicht.
Die Fähigkeit zum kreativen Schaffen verdanken wir unseren menschlichen Gehirnen. Sie sind wahre Wunderwerke, von denen wir bisher noch nicht in Gänze verstehen, wie sie funktionieren. „Solange wir unsere eigenen Gehirne nicht gänzlich verstehen, werden auch die ‚Gehirne der Maschinen‘ nicht besser sein,“ meint Herr Ermer. Es bleiben künstliche Intelligenzen bzw. tief lernende neuronale Netze (KNN).
„Maschinen haben keine menschen-gleichen Gehirne“
Die Angst vor der Super-KI, die klüger als der Mensch ist, ist viel diskutiert. Intelligenz setzt immer Verstehen voraus. „Und verstehen tun die Maschinen nur das, was wir Ihnen beibringen,“ so Ermer. Nach 500.000 Bildern von Hunden, erkennt die KI, dass es sich um einen Hund handelt, weil sie eben gut im Mustererkennen ist. Ein Baby begreift das Konzept Hund als „flauschiges Tier, das laute Geräusche macht, sich hin und her bewegt und irgendwie zur Familie gehört“ mit all seinen Sinnen. Und dafür benötigt es keine 500.000 Mal.
Ein Computer braucht eindeutige Ergebnisse, mit denen er rechnen kann. (Heißt ja nicht umsonst „Rechner“
.) Auch beim Spielen von AlphaGo „rechnet“ die KI; nämlich mit Wahrscheinlichkeiten. Wahrscheinlichkeiten sind auch nur Algorithmen. Eine künstliche Intelligenz kann also mit Unschärfen rechnen. Sie kann auch ziemlich viel dazulernen und repetitive Aufgaben in Netzen bewältigen. Aber Widersprüche kann sie nicht auflösen.
Das was wir als kreativen Prozess bezeichnen vermag KI nicht zu tun. Auch wenn sie bereits künstliche Abbildungen von Tieren oder Menschengesichtern erschaffen kann, die beeindruckend echt wirken. Allerdings tut die Maschine dies nicht aus eigenem Antrieb heraus. Sie lernt lediglich, aus einem Arsenal an Beispielbildern, Muster heraus zu lesen und nach dem gleichen Prinzip ein neues Bild zu erstellen.
Spot on: Business Process Reorganization
Die Chance in der technologischen Entwicklung besteht nun darin, das an die Maschinen auszulagern, was für uns zu komplex ist, zu wenig wertschöpfend oder uns zu viel Zeit kostet. Zum Beispiel das Definieren von Regeln, die unser Business optimieren. Die Auslagerung an die KI schafft Zeit um sich um grundlegende Fragen zu kümmern.
In diesem Zusammenhang fordert Alfred Ermer auf, die gedankliche Box mal zu verlassen. „Ich habe zu wenige Mitarbeiter für X und Y“ – versus - „Wenn ich 1.000 Mitarbeiter hätte, mit genau den Fähigkeiten, die ich brauche, dann würde ich…“ Denn mit der Vision vor Augen werden neue Geschäftsmodelle gedacht!
Im Freiraum für solche Überlegungen sieht Alfred Ermer den großen Vorteil von KI. Künstliche Intelligenz schafft Zeit; Zeit um innovativ zu sein, Zeit um heraus zu finden, was die Kunden wirklich wollen oder Zeit den Service zu verbessern. „Guter, individueller Service wird auch in Zukunft den Unterschied machen – und Kunden langfristig binden,“ so Ermer. Hier können wir Menschen also genau das einbringen, was uns auszeichnet: unsere Kreativität, unsere Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit zur zwischenmenschlichen Interaktion.
Ist Deutschland auf die KI-Entwicklung vorbereitet?
„Die Unternehmen tun sich noch schwer damit, sich vorzustellen, was man mit KI genau machen kann.“ Das stellt Alfred Ermer immer wieder im Gespräch mit den Verantwortlichen fest. Es scheitert nicht an der Vermittlung der Zusammenhänge oder dem Verständnis für die Technologie. Es scheitert an dem „Fließband im Kopf“ der Menschen. Es wird beharrlich in Prozessen gedacht.
Kommentare
Kommentar von Lars Inselmann |
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Doch aus meiner Sicht ist die Frage, ob "KI so kreativ sein wird wie der Mensch" zwar eine sehr spannende - geht aber zumindest aus Sicht der Kreativwirtschaft in die falsche Richtung.
Die Diskussion rund um die KI verkennt das eigentliche Problem der Kommunikation. Es geht nicht darum, ob KI auch kreativ sein kann. Werber und Marketingabteilungen sollten sich vorher ganz andere Sachen fragen und den Blick auf die gesamte Customer Experience richten.
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