von Hannah Gräter, k+k Akademie

Häufige Fragen zur Norm IATF 16949:2016

Qualitätsmanagement (QM) ist branchenübergreifend im stetigen Wandel. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ist schließlich ein wesentlicher Teil der QM-Werte. Umso wichtiger ist es, einen ständigen Blick auf neue Vorgaben, Richtlinien und Änderungen zu haben. So auch bei der Norm IATF 16949:2016. Sie ersetzt die vormalige ISO/TS 16949:2009. Ein wesentliches Ziel ist es, einen ganzheitlicheren Ansatz für Qualitätsverbesserungen zu formulieren.

In jeder Branche ist die Kundenzufriedenheit das oberste Ziel, das es zu verfolgen gilt. Gleichzeitig steigt die Komplexität der Lieferketten. Das verlangt natürlich nach entsprechender Kontrolle und kosteneffizienten Standardisierungen. Unternehmen (Automobilhersteller wie auch Zulieferer) sehen sich mit einem kontinuierlich steigenden Wettbewerbsdruck konfrontiert. Agile Prozesse und innovative Lösungen sind gefragt. All das sind Aspekte, denen die IATF 16949:2016 gerecht werden möchte.

Durch die International Automotive Task Force (IATF) wurde am 01. Oktober 2016 die Norm IATF 16949:2016 für Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie veröffentlicht. Organisationen müssen seit 15.09.2018 auf die IATF 16949:2016 Norm umgestellt haben – es gelten nur noch 16949-Zertifikate. Vorgaben der Norm wirken sich auf sämtliche Bereiche im Automobilsektor aus – unter anderem auch auf Prüfmittelüberwachung und die Prüflabore. Hier sind viele akkreditierte Labore überlastet. Das hat zur Folge, dass es sich für einige Betriebe lohnen könnte, eigene Prüflabore einzurichten. Doch das ist nur ein Bereich von vielen, die betroffen sind. Es wird ein geanzheitlicher Ansatz formuliert.

Die Norm kombiniert sämtliche Überschneidungen vorheriger Qualitätsstandards im Automobilsektor. Die Zertifizierung nach IATF-16949 belegt, dass das Unternehmen die QM-Anforderungen erfüllt, einen fortlaufenden Verbesserungsprozess durchläuft und die kundenspezifischen Anforderungen verstanden hat und sie lebt. Schwerpunkte der IATF sind im Wesentlichen:

  • Produktsicherheit
  • Änderungs- & Gewährleistungsmanagement
  • Embedded Software Anforderungen
  • Management von (Sub) Tier-Lieferanten
  • Risikomanagement

 

Nachfolgend beleuchten wir die häufigsten Fragen zur Norm.

Was hat die IATF 16949 mit der DIN ISO 9001:2015 zu tun?

Die IATF 16949 ist, wie ihre Vorgängerin, kein eigenständiger Standard für Qualitätsmanagementsysteme. Sie ist nur in Verbindung mit der DIN ISO 9001:2015 gültig. Bei einem IATF 16949 Audit müssen die Anforderung der ISO 9001 ebenfalls berücksichtigt werden.

Die neue Norm steht in noch engerer Verbindung mit der Qualitätsnorm ISO 9001, was sich unter anderem in der gemeinsamen Gliederung nach der High Level Structure (HLS) widerspiegelt.

Was ist die High Level Structure?

Die HLS ist eine übergeordnete Gliederung, die dafür sorgt, dass ISO-Management-Normen einen einheitlichen Aufbau besitzen. Sie wurde mit der ISO 9001:2015 und der ISO 14001:2015 durch die ISO - International Organization for Standardization eingeführt. Auf lange Sicht sollen sich alle ISO-Management-Normen nach der HLS ausrichten. Die Ausrichtung nach HLS vereinfacht es Organisationen, ihr bestehendes Managementsystem zu erweitern, zum Beispiel um ein Umwelt- oder Qualitätsmanagementsystem.

Wen betrifft die IATF 16949?

Die Norm betrifft die gesamte Lieferkette der Automobilindustrie: Neben den Herstellern bildet die IATF 16949 eine wichtige Grundlage für alle Automobilzulieferer.

Ersetzt die IATF 16949 die ISO/TS 16949?

Ja. Die ISO/TS 16949:2009, die bis 2016 als weltweit etablierter Qualitätsstandard innerhalb der Branche galt, wird durch die IATF 16949 aufgehoben.

Bis wann sollte auf die IATF 16949 umgestellt werden?

Die Zertifizierungsgesellschaften empfehlen eine Umstellung bis spätestens 17.04.2018, um genügend Zeitpuffer zu haben, falls Korrekturen nötig sind.

Was ist ein Transition-Audit?

Bei einem Transition-Audit, auch als Übergangsaudit bekannt, wird ein bereits bestehendes Managementsystem überprüft. Dabei darf die Zertifizierungsgesellschaft nicht gewechselt werden. Dies geschieht beispielsweise im Falle einer Revision.

Was muss bei einem Transition-Audit beachtet werden?

Beim Wechsel zur neuen Norm sollte der Zeitfaktor dringend beachtet werden. Ist eine Organisation zu spät dran, besitzt sie womöglich über einen gewissen Zeitraum kein gültiges Zertifikat mehr und kann Aufträge verlieren. Wird erst kurz vor dem 14.09.2018 das Audit durchgeführt, besteht die Möglichkeit, dass die Organisation bis zu 120 Tage kein gültiges IATF 16949 Zertifikat hat. Die ISO TS 16949 Zertifizierungen verlieren am 14.09.2018 ihre Gültigkeit.

Das letztmögliche Datum für die Ausstellung eines IATF 16949 Zertifikats, im Anschluss an ein Transition-Audit, ist der 11.01.2019.

Welche wesentlichen Änderungen/Neuerungen bringt die IATF 16949 mit sich?

Neben der Vereinheitlichung der Strukturen nach HLS spielt vor allem die Kundenzufriedenheit eine größere Rolle.

Doch nicht nur den Kunden wird mehr Beachtung geschenkt, sondern auch der Kompetenz von internen und externen Auditoren. Das allgemeine Ziel der Revision ist die Verbesserung der System- und der Prozessqualität: Daraus folgend soll die Kundenzufriedenheit erhöht werden. Fehler können innerhalb einer Lieferkette frühzeitiger erkannt und die Fehlerquellen beseitigt werden. Risiken, das heißt Gefahren und Chancen, müssen zudem identifiziert und behandelt werden.

Die Schwerpunkte der Anforderungen liegen auf folgenden Bereichen:

  •    Produktrückverfolgbarkeit
  •    Produkte mit integrierter Software
  •    Gewährleistungsmanagement, in Bezug auf NTF (No Trouble Found)
  •    Sicherheitsrelevante Bereiche und Prozesse
  •    Corporate Responsibility
Welche Voraussetzungen müssen für die Zertifizierung erfüllt sein?

 

Vor dem Audit sind die Zertifizierungsgesellschaften verpflichtet zu überprüfen, ob das zu zertifizierende Unternehmen auch die Voraussetzungen für eine Zertifizierung erfüllt. Dazu müssen vorab folgende Unterlagen eingereicht werden:

 

  • QM-Handbuch jedes Standortes
  • QM-Bewertung (QM-Review) der letzten 12 Monate
  • Plan der internen Audits inkl. Ergebnisse und Aktionspläne aus den internen Audits, sowie die Liste qualifizierter interner Auditoren nach IATF 16949
  • Betriebliche Leistungstrends - mindestens der letzten 12 Monate
  • Liste der Kunden und Auflistung der kundenspezifischen Anforderungen zum QM-System
  • Status der Kundenbeschwerden (ggf. ppm-Darstellung)

 

Gegenüberstellung der alten & neuen Kapitel gemäß der neuen HLS

Ursprünglich veröffentlicht am: 09.11.2017
Aktualisiert am: 07.02.2019

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Kommentare

Kommentar von Hans-Werner Wenglorz |

Wenn es jetzt auch noch die Gegenüberstellung alt-neu zu der bisher veröffentlichten neu-alt gäbe, wäre die Sache rund.

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