Interview mit Olaf Schmidt, Geschäftsführer der k+k information services GmbH
Im ersten Teil unseres Digitalisierungs-Talks mit unserem Geschäftsführer Olaf Schmidt stellten wir fest, dass Deutschland viel besser dasteht, als oft behauptet wird – auch im internationalen Vergleich. Im zweiten Teil geht es darum, was es braucht um in der digitalen Welt mithalten zu können.
Renaissance im Mittelstand: Unser Know-how ist unser Kapital
Worin gerade die Konkurrenz aus Übersee gut ist, ist Software. „Wir kommen eher aus der Hardware, aus der Produktion von Gütern. Aber auch IT-seitig können wir uns durchaus international messen“, wirft Herr Schmidt ein. Wie kann der deutsche Mittelstand also das nutzen, worin er gut ist, um in der digitalen Welt zu bestehen? „Wir sind immer noch ein Volk von Machern, Denkern und Erfindern.“
„UND DIE KUNST IST ES JETZT, DIE TALENTE UND DINGE ZUSAMMEN ZU TRAGEN, SO DASS HARD- UND SOFTWARE IDEAL ZUSAMMENWACHSEN. WICHTIG IST NATÜRLICH HIERBEI, DASS DAS KNOW-HOW, DAS WIR HABEN, NICHT ABWANDERT.“
Der Generalist und der Kunde spielen ganz oben mit
Welche Fähigkeiten müssen denn die Talente in der digitalisierten Welt mitbringen? „Das Zeitalter der Generalisten ist wieder angebrochen“, so Herr Schmidt, wie aus der Pistole geschossen. Spezialisten wie Mathematiker, Physiker oder Ingenieure sind natürlich nach wie vor gefragt. Aber es braucht vor allem immer mehr Menschen, die sowohl die Technik, das Geschäft, den Kunden und die Zusammenhänge dazwischen verstehen – und daraus eine Vision kreieren können. Es wird sich nun zeigen, wie viele Generalisten das Land produzieren kann.
Was muss getan werden, um auch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben? Herr Schmidt: Wir sind überzeugt, Vertrauen schafft Vertrauen. Das bedeutet, die Anwender müssen ins Zentrum der Produktentwicklungen gerückt werden und bestehende Technologien müssen unbedingt nutzerfreundlich dargestellt werden. Viele Unternehmen denken nicht konsequent aus Anwendersicht. Das muss sich ändern. Genau das haben uns die Amerikaner voraus: Sie entwickeln Minimal Viable Product, die „ready to use“ sind, um dann den Markt schnell, gezielt und innovativ zu bedienen.
Und wie kriegt man diese Erkenntnisse nun intern umgesetzt?
„Digital-Influencer“ ist Chefsache
Diese Aussage gefällt Herr Schmidt. „Der Unternehmer muss die Vision vorantreiben,“ sagt er. Digital zu sein ist Stand der Technik. Es reduziert und automatisiert nicht wertschöpfende Tätigkeiten und Prozesse. Das ist die sogenannte Pflicht. Die Kür ist aus der Digitalisierung Neues entstehen zu lassen. „Es ist also nicht die Frage, ob man Digitalisierung braucht, sondern mit welcher Konsequenz man sie lebt und einsetzt.“
Und eingesetzt und eingefordert werden muss dies von zentraler Stelle aus. Ob dies nun auf Leitungsebene, durch einen Chief Digital Officer oder sonst wie passiert, ist nebensächlich. Was es braucht ist, die Prozesse des gesamten Unternehmens zu durchleuchten, zu optimieren und anschließend zu automatisieren. Das erfordert allerdings Vertrauen und den Mut, Veränderung zu zulassen.
Einfach vorleben: Von alt nach neu
„DIE INTERNEN WIDERSTÄNDE GEGEN VERÄNDERUNG SIND IMMER VIELFÄLTIG. DER MENSCH VERÄNDERT SICH NUR UNGERN, LÄSST UNGERN ETWAS BESTEHENDES LOS. DA BRAUCHEN WIR VOR ALLEM TRANSPARENZ, KLARHEIT UND KONSEQUENZ, DAMIT ES MIT DEM CHANGE AUCH KLAPPT.“
Doch es braucht noch mehr als diese Grundlagen und die bloße Akzeptanz von Veränderungen: „Ich glaube es braucht einen visionären Unternehmenslenker. Dieser bringt eine Kombination aus Vision, Technologiekompetenz und den unbedingten Change-Willen mit.“ Und dieser trägt dann die Veränderung ins Unternehmen.
Innovation ist die beste Investition
Es gibt kein Zurück, der Zug ist abgefahren. Es sind vier große Technologien, die die nächsten Jahre maßgeblich beeinflussen werden. In drei von diesen vier Themenblöcken sind wir einfach nicht stark genug, weil sie hierzulande nicht genügend gefördert bzw. überreguliert sind. Wenn man sich also die Weltkarte anschaut, sieht man, wo die Technologien der Zukunft herkommen werden.
Künstliche Intelligenz
Bei KI spielt die Musik eindeutig in den USA und in China. Dazu kommt noch, dass die Datenhoheit in den Händen von fünf Weltkonzernen aus eben diesen Ländern liegt.
Blockchain
Am Thema Blockchain sind wir zwar „nah dran“, da der europäische Blockchain-Hub in Berlin ist – zumindest als Entwicklungsstandort, denn auch diese Unternehmen haben ihre Firmensitze in Asien.
Internet der Dinge
IoT setzen wir derzeit schon ganz gut um, mit Ausnahme des Industriesektors. Im Consumer-Markt hinken wir hinterher.
Genetik
Genetik wird „das Ding der Zukunft“ werden (CRISPR etc.). Doch da spielen wir gar nicht mit. Hierbei wird IT allerdings kein Hauptwerkzeug, sondern nur noch ein Hilfsmittel sein.
Investition in Innovation: Ja! Und wie?
Wo genau sollten Mittelständler denn nun ansetzen, wenn sie mit diesen neuen Technologien loslegen wollen?
„ES HILFT UNTERNEHMERN, WENN SIE DIE DENKHALTUNG ABLEGEN, ALLES SELBER MACHEN ZU MÜSSEN.“
Olaf Schmidt sieht zwei Ansatzpunkte wie man zukunftsfähige Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen entwickeln kann. Ein Weg ist, alles Bisherige auszublenden und eine Problemstellung komplett neu zu denken – und zwar mit der Zielsetzung wie die Zukunft aussehen kann und welche Mittel und Wege dazu zur Verfügung stehen.
Ein anderer Weg ist über die eigene Expertise. Man nehme: die eigene Kompetenz im Fachgebiet + jemand, der die alten und neuen Technologien kennt + jemand, der beides zusammenbringt.
In jedem Fall braucht es einen „Transporter“, der die alte und neue Welt zusammen bringt, etwa ein Forschungsinstitut oder Beratungsdienstleister. Also diesen bereits erwähnten „Generalisten“ mit Weitblick und Mut. Und das gilt nicht nur für Innovationen nach außen hin, sondern auch nach innen, also für die interne Digitalisierung. Das funktioniert nämlich genauso wie am Markt draußen. Es geht immer um eine Anbieter- Kunden-Beziehung, bspw. wie zwischen der Produktion und der Personalabteilung.
„EIN INTERNER KUNDE IST GENAUSO WICHTIG WIE EIN EXTERNER KUNDE! DAS WIRD LEIDER ZU OFT VERGESSEN.“
Fazit – was Wirtschaft treibt und wirklich zählt
Was der deutsche Mittelstand braucht ist mehr Flexibilität in den Köpfen, ganzheitliches Denken sowie aus Anwendersicht entwickelte Produkte und Dienstleistungen. Wenn dann noch eine stabile Finanzierung und das entscheidende Quäntchen Mut hinzukommen, kann eine Revolution entstehen. Vertrauen bildet die Grundlage, das war schon immer so. Wer es gering schätzt, verliert mehr als ein bisschen Kohle! Vertrauen in die neuen Technologien überwindet Distanzen und ermöglicht einen Aufbruch in die Neuzeit. Die neuen Technologien stellen keine Gefährdung dar, sondern bieten Arbeitserleichterung und die Chance auf neue Geschäftsmodelle. Somit können viele neue Arbeitsplätze in Deutschland und Europa gesichert werden. Vorausgesetzt die Gesellschaft erkennt diese Werte.
Play, explore, experiment & trust!
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